Schaltberechtigung in der Elektrotechnik: Alles, was Fachkräfte wissen müssen
Schalten nur mit Berechtigung – wissen Sie, was das bedeutet? Ob Sie selbst bald eine Schaltberechtigung benötigen, diese als Vorgesetzter erteilen sollen oder im Personalwesen für Sicherheit und Nachweisführung verantwortlich sind – diese FAQs liefern Ihnen das nötige Know-how kompakt, verständlich und praxisnah. Erfahren Sie, was hinter der Schaltberechtigung steckt, wer sie braucht und warum sie für die Sicherheit im Betrieb unverzichtbar ist.
Auf dieser Seite finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema Schaltberechtigung bze. Schaltbefähigung.

Was ist eine Schaltberechtigung?
Die Schaltberechtigung, auch als Schaltbefähigung bezeichnet, ist eine erteilte Genehmigung, die befähigten Elektrofachkräften das Schalten von elektrischen Anlagen in bestimmten Spannungsebenen erlaubt. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Elektrosicherheit und stellt sicher, dass nur qualifiziertes Personal mit Schalthandlungen betraut wird. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Sicherheitsvorschriften konsequent eingehalten werden, was das Risiko schwerwiegender Gefahren wie Lichtbögen, Körperdurchströmung und unkontrollierte Spannungseinwirkungen erheblich reduziert. Diese Risiken können andernfalls zu schweren Unfällen oder Sachschäden führen.
Die Notwendigkeit einer Schaltbefähigung ergibt sich aus der hohen Verantwortung, die mit dem Schalten elektrischer Anlagen einhergeht. Neben der technischen Fachkenntnis müssen schaltbefähigte Personen in der Lage sein, komplexe Anlagenstrukturen zu verstehen, potenzielle Risiken zu bewerten und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Diese Berechtigung ist nicht nur für Hochspannungsanlagen relevant, sondern spielt auch in der Mittel- und Niederspannung eine wesentliche Rolle.
Je nach Anwendungsbereich kann die Schaltbefähigung unterschiedliche Ausprägungen haben. Während sie im Hochspannungsbereich oft mit umfangreichen Schulungen und detaillierten Sicherheitsfreigaben verbunden ist, wird sie im Niederspannungsbereich empfohlen, um eine strukturierte Sicherheitsorganisation zu gewährleisten.
Wer braucht eine Schaltberechtigung?
Schaltbefähigungen sind für Fachkräfte erforderlich, die mit elektrischen Schalthandlungen betraut sind. Dazu zählen:
- Elektrofachkräfte (EFK)
- Mechatroniker mit elektrotechnischer Weiterbildung
- Techniker und Ingenieure in der Energieversorgung
Besonders in Industriebetrieben, Versorgungsunternehmen und bei Betreibern von Hochspannungsanlagen dürfen Schalthandlungen nur von autorisierten Personen durchgeführt werden.

Welche Schaltberechtigungen gibt es?
Die Art der Schaltberechtigung hängt von der Spannungsebene und dem Einsatzbereich ab:
- Schaltberechtigung für Niederspannung (<1 kV):
Wird für Arbeiten an Verteilungen, Maschinen oder Steuerungen benötigt. - Schaltberechtigung für Mittelspannung (1-36 kV):
Erforderlich für Schalthandlungen in Umspannwerken oder Trafostationen. - Schaltberechtigung für Hochspannung (>36 kV):
Notwendig für Schaltungen in Übertragungsnetzen und Kraftwerken.
Wie erlangt man eine Schaltberechtigung?
Um eine Schaltberechtigung zu erhalten, müssen Fachkräfte eine spezifische Schulung absolvieren. Diese Schulung basiert auf der DIN VDE 0105-100 "Betrieb von elektrischen Anlagen" und vermittelt:
- Sicherheitsregeln beim Schalten
- Praktische Übungen an elektrischen Anlagen
- Risikobewertung und Schutzmaßnahmen
Nach erfolgreicher Teilnahme wird eine Bescheinigung ausgestellt, die die in der Schulung erworbenen Kenntnisse nachweist. Es wird empfohlen, die Kenntnisse regelmäßig zu erneuern - meist alle drei bis fünf Jahre, durch Nachschulungen und Sicherheitsunterweisungen.
Mit der Vorlage des entsprechenden Schulungsnachweises kann dann der Arbeitgeber dann der Fachkraft eine Schaltberechtigung für die entsprechenden Anlagen bzw. Schalthandlungen erteilen.


Wer erteilt die Schaltberechtigung?
Die Erteilung einer Schaltberechtigung erfolgt in der Regel durch den Arbeitgeber oder eine verantwortliche Elektrofachkraft (VEFK) und setzt eine nachgewiesene fachliche Qualifikation sowie einschlägige Berufserfahrung voraus. Diese Berechtigung darf ausschließlich Personen erteilt werden, die sowohl über das erforderliche Fachwissen als auch über die persönliche Eignung verfügen, um Schalthandlungen sicher und unter Berücksichtigung aller relevanten Schutzmaßnahmen durchzuführen. In den meisten Fällen erhalten speziell geschulte Elektrofachkräfte diese Befugnis.
Die Schaltberechtigung wird üblicherweise schriftlich dokumentiert und in der Personalakte hinterlegt.
Schaltberechtigung in der Praxis: Beispiele aus dem Berufsalltag
Niederspannung (<1 kV)
Beispiel 1: Instandhaltung einer Produktionsanlage In einem mittelständischen Industriebetrieb wird eine regelmäßige Wartung der Niederspannungsverteilung durchgeführt. Ein schaltberechtigter Elektriker erhält den Auftrag, eine Maschinensteuerung zu überprüfen und defekte Komponenten auszutauschen. Zunächst beantragt er die Freischaltung der betroffenen Anlage gemäß betrieblichem Schaltplan. Nach Genehmigung führt er die notwendigen Schalthandlungen durch: Er trennt die Anlage von der Spannungsversorgung, vergewissert sich über die Spannungsfreiheit mittels geeigneter Messgeräte und sichert den Bereich gegen Wiedereinschalten. Erst danach beginnt er mit den Instandhaltungsarbeiten. Nach Abschluss der Wartung überprüft der Elektriker die Installation, entfernt die Absicherungen und gibt die Anlage nach einem erfolgreichen Funktionstest wieder frei. Die durchgeführten Maßnahmen dokumentiert er im Wartungsprotokoll.
Beispiel 2: Inbetriebnahme eines neuen Schaltschrankes in einem Bürogebäude Ein autorisierter Elektriker nimmt nach erfolgreicher Installation eines neuen Schaltschrankes die Spannungszufuhr wieder in Betrieb. Vor dem Zuschalten überprüft er die Verdrahtung und Schutzmaßnahmen.


Mittelspannung (1-36 kV)
Beispiel 1: Schalthandlungen in einem Umspannwerk zur Versorgung eines Gewerbegebiets Ein Mitarbeiter eines Energieversorgers führt eine Umschaltung in einer 20-kV-Schaltanlage durch, um eine Lastumschaltung vorzunehmen. Dies geschieht, um Wartungsarbeiten an einem Transformator zu ermöglichen, ohne das gesamte Gebiet abzuschalten.
Beispiel 2: Einschalten einer Trafostation nach Wartungsarbeiten Nach der jährlichen Inspektion eines 10-kV/400-V-Trafos schaltet ein Schaltberechtigter den Mittelspannungsleistungsschalter wieder ein, um das nachgelagerte Niederspannungsnetz mit Strom zu versorgen.
Hochspannung (>36 kV)
Beispiel 1: Freischaltung einer 110-kV-Leitung für Instandhaltungsarbeiten In einem Hochspannungsnetz eines Übertragungsnetzbetreibers muss eine 110-kV-Freileitung abgeschaltet werden, um Wartungsarbeiten an Isolatoren durchzuführen. Ein speziell geschulter Schaltberechtigter führt die notwendigen Schaltmaßnahmen in der Schaltanlage durch und veranlasst die Erdung der Leitung.
Beispiel 2: Zuschalten einer 380-kV-Leitung nach einem Netzausfall Nach einem ungeplanten Netzausfall wird eine 380-kV-Leitung wieder zugeschaltet, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Ein Systemoperator eines Netzbetreibers gibt die Schaltung nach Rücksprache mit der Netzleitstelle frei, während vor Ort ein Schaltberechtigter die entsprechenden Hochspannungsschalter betätigt.

Warum ist eine Schaltberechtigung unverzichtbar?
Schaltberechtigte tragen eine hohe Verantwortung für die Sicherheit im Betrieb. Fehlerhafte Schalthandlungen können nicht nur schwere Unfälle verursachen, die zu Sach- oder Personenschäden führen, sondern auch weitreichende Folgen für die Gesellschaft haben.
Beispielsweise kann eine fehlerhafte Schaltung in einem Umspannwerk zu großflächigen Stromausfällen führen, die Krankenhäuser, Verkehrssteuerungssysteme oder industrielle Produktionsprozesse lahmlegen. Ebenso kann eine falsche Schalthandlung in einem kritischen Infrastrukturbereich, wie etwa in der Wasser- oder Energieversorgung, die öffentliche Sicherheit gefährden oder hohe wirtschaftliche Verluste verursachen.
Durch eine fundierte Schulung und die regelmäßige Aktualisierung der Schaltberechtigung wird sichergestellt, dass Fachkräfte ihre Aufgaben sicher und verantwortungsbewusst ausführen. Mit einer Schaltberechtigung tragen Fachkräfte nicht nur zur Sicherheit am Arbeitsplatz bei, sondern stärken auch ihre beruflichen Kompetenzen.
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