Aktuell verfügbares Wissen bei den Mitarbeitern hat für Unternehmen und Organisationen einen nicht zu unterschätzenden, in der Regel sehr hohen Wert. Ohne einen jederzeit ausreichenden Kenntnis- und Wissensstand sind Weiterentwicklungen und Innovationen einfach nicht vorstellbar. Gleiches gilt für Optimierungen und Effizienzsteigerungen. Aber genau diese Faktoren sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.
Wie ist jedoch damit umzugehen, dass sich der Stand der Technik kontinuierlich weiterentwickelt und Wissen einer ständigen Erneuerung unterliegt?
Was heute dem aktuellen Entwicklungsstand entspricht, kann in einem Jahr schon überholt und damit „wertlos“ sein. Um dem vorzubeugen, ist das stetige Auseinandersetzen mit neuen Entwicklungen und Trends vonnöten, schon allein, um nicht den Anschluss zu verlieren. Einen wichtigen Baustein stellt hier regelmäßige Weiterbildung dar. Sie ermöglicht es, mit neuen Technologien, der Digitalisierung und der Prozessentwicklung Schritt zu halten und die entsprechenden persönlichen Fähigkeiten anzupassen. Wissenslücken werden geschlossen oder entstehen bestenfalls erst gar nicht. Unternehmen, die regelmäßig aktuelles Wissen durch entsprechend fortgebildete Mitarbeiter in ihre Organisation bringen, agieren zudem innovativ und effizientsowie jederzeit rechtssicher und regelkonform.
Aktuelles Wissen senkt Risiken
Weiterbildung bringt aktuelles Wissen zum Stand der Technik und zu rechtlichen Rahmenbedingungen in die Organisation. Mitarbeiter, die ihre neuen Kenntnisse unmittelbar nach der Fortbildungsveranstaltung in ihrem Tätigkeitbereich zur Anwendung bringen, stärken so direkt die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Die Vor- und auch Nachteile neuer Entwicklungen, Technologien oder Trends können dank des aktuellen Wissens frühzeitig bewertet werden. Es wird möglich, rechtliche Risiken einzuschätzen und Korridore für die eigene Entwicklung abzustecken. Die Entscheidung, ob, wie und wann eine Integration welcher Neuerung in die Unternehmensprozesse stattfinden soll, kann so auf Grundlage einer validen Basis gefällt werden.
Im Umkehrschluss sind die Ausgaben für die Qualifizierung von Mitarbeitern eine strategische Investition in die Zukunft der Organisation. Stetige Fortbildung verhindert das Entstehen von Wissenslücken oder schließt diese. Mitarbeiter vertiefen ihre Kenntnisse und verbreitern ihre Fähigkeiten, die im Anschluss an die Fortbildung gleich in die Wertschöpfungskette einfließen und diese positiv beeinflussen. Wenn Mitarbeiter sehen, dass ihre Arbeit zu wertvollen Ergebnissen für das Unternehmen führt, stärkt diese Erkenntnis ihre Selbstwirksamkeit. Eigenmotivation und Leistungsbereitschaft steigen. Die Mitarbeiter treten im Unternehmen als Wissensmultiplikator auf. Durch informelle Lernbeiträge – sprich ein Gespräch an der Werkbank zur neuen Maschine oder beim Mittagessen zum Vorteil einer neuen Technologie – tragen sie ihr Wissen in die Organisation und verbreitern das Gesamtwissen. Hinzu kommt, dass sich Mitarbeiter, in deren Qualifikation das Unternehmen investiert, wertgeschätzt fühlen. Dies wiederum erzeugt eine starke Bindung an die Firma – ein nicht zu unterschätzender Vorteil in Zeiten von Fachkräftemangel und enormen Schwierigkeiten, Stellen neu besetzen zu können.
Deshalb empfiehlt sich allen Unternehmen, zur effizienten und wirtschaftlich sinnvollen Nutzung des in der Organisation vorhandenen Wissens, ein Wissensmanagement aufzubauen, das bestehende Kenntnisse konserviert und alle neuen Fertigkeiten, Fähigkeiten und Wissenszuwächse dokumentiert. So geht kein Wissen verloren, es entsteht kein Inselwissen und Wissensvernetzungen in alle Prozesse sind möglich. Gelebtes Wissensmanagement mindert Haftungsrisiken, trägt zur Zukunftsfestigkeit der Organisation und letztendlich auch zum positiven Image bei.
Welche Rolle spielt nun eigentlich ChatGPT bei der Vermittlung von aktuellem Wissen (nicht)?
Der Rückgriff auf und der Einsatz von aktuellem Wissen ist wie oben erläutert von sehr hoher Bedeutung für Unternehmen. Klassisch werden die Kenntnisse im Berufsleben mit Fort- und Weiterbildungen oder durch informelles Lernen am Arbeitsplatz aufgefrischt und erweitert, um dann zum Vorteil des Unternehmens angewandt zu werden. Ende 2022 hat mit ChatGPT ein vermeintlicher Gegenpol das Spielfeld des Wissenserwerbs betreten und die Diskussion um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) auf eine neue Stufe gehoben.
ChatGPT ("Chatbot Generative Pre-trained Transformer") kommuniziert mit dem Benutzer via Texteingabe menschenähnlich. Komplizierte Sachverhalte werden einfach erklärt, der Chatbot ist in der Lage, Gedichte, Nachrichten oder Texte zu verfassen. Dafür wurde die KI mit Millionen von Texten und Daten aus dem Internet, aus sozialen Medien, Online-Foren, Zeitungsartikeln und Büchern trainiert. Im Lernkontext steht in diesem Zusammenhang die Frage im Mittelpunkt, ob es künftig überflüssig sein wird, sich den Lernstrapazen zur Wissensaneignung hinzugeben, wenn KI alle Fragen beantworten kann? Mit anderen Worten: Welche Rolle wird Wissen künftig spielen? Wird es überhaupt noch notwendig sein, etwas zu wissen?
Hier ist momentan nur eine Antwort möglich: Selbst angeeignetes, vorhandenes und anwendungsbereites Wissen bleibt von unschätzbarem Wert. Eine KI wird den Wissenserwerb und die -anwendung nicht verdrängen. Eine KI wie ChatGPT kann den Lernprozess unterstützen und ergänzen – jedoch nie ersetzen. Die Informationen, die die KI generiert, müssen bewertet und gefiltert werden. Hier ist immer eigenes originäres Wissen – sowohl fachlich als auch zur Funktionsweise der KI – notwendig, um falsche von richtigen, relevante von weniger relevanten Informationen unterscheiden sowie einordnen zu können. Eine KI kann nur das „Wissen“ wiedergeben, mit dem sie trainiert worden ist. Komplexe Darstellungen benötigen daher immer eine fachlich versierte Überprüfung. Wie bei jeder Arbeit mit fremden Quellen ist deren Wahrhaftigkeit zu überprüfen.
Auch künftig bleibt eigenes, klassisch erworbenes Wissen, das Mitarbeiter in die Organisation tragen, notwendig, um mit neuen Technologien wie KI umgehen zu können, die von ihr generierten Ergebnisse zu bewerten und im Sinne des Unternehmens einzusetzen. Eine KI kann die Anwendung menschlichen Wissens nicht ersetzen.
Unternehmen sind in diesem Zusammenhang vielmehr dazu aufgefordert, ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zu eröffnen, aktuelles Wissen zu neuen Technologien und ihren Funktionsweisen, Vorteilen sowie Grenzen zu erwerben. Es wird vonnöten sein, gezielt den sinnvollen Umgang mit ChatGPT und anderen Chatbots zu trainieren und die Grenzen auszuloten. … denn: Aktuelles Wissen ist wichtig!