Eine häufig auftretende Ursache für Qualitätsprobleme sind Fehler. Qualitätsverantwortliche in Unternehmen und Organisationen müssen sich immer wieder damit auseinandersetzen. Damit stehen sie vor der anspruchsvollen Aufgabe, zur dauerhaften Abstellung dieser Fehler deren tatsächliche Ursache zu ermitteln. Als unterstützende Hilfsmittel zum Bewältigen der mitunter komplexen Aufgabenstellung stehen die sog. sieben Qualitätswerkzeuge (Q7) zur Verfügung.
Eines dieser Q7-Werkzeuge dient direkt der Fehlererfassung. Es ist die Fehlersammelliste, auch als Fehlersammelkarte bezeichnet. Sie stellt eine einfache Methode dar, um Häufigkeiten und Arten von Fehlern zu erkennen. Denn das systematische Beobachten dieser Faktoren macht es möglich, die Schwerpunkte der Fehlerbehaftung festzustellen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Anfertigen der Fehlersammelliste
Da es keinen unfehlbaren Mitarbeiter gibt, passieren in jedem Unternehmen und in jeder Organisation Fehler. Diese sollten jedoch im Sinne des Qualitätsanspruches sowie des Risiko- und Fehlermanagements nicht wiederholt auftreten. Jeder Fehler bringt das Fertigstellen von Produkten oder das Erbringen von Dienstleistungen ins Stocken. Dies wiederum verärgert fast zwangsläufig Kunden bzw. Auftraggeber und zieht in den meisten Fällen einen Imageverlust nach sich. Das Beheben von Schäden als Folge von Fehlern erzeugt zusätzliche Kosten und schmälert damit den Gewinn. Um diesen unerfreulichen Situationen vorzubeugen, bietet sich als erster Schritt zum Abstellen von Qualitätsproblemen in fehleranfälligen Bereichen das Anfertigen einer Fehlersammelliste an. Dabei werden über einen bestimmten Zeitraum hinweg die Fehler und die Häufigkeit ihres Auftretens tabellarisch erfasst. Wenn bereits bekannt ist, dass es zu vielen verschiedenartigen Fehlern im Bereich kommt, sollten die näher zu untersuchenden Fehler priorisiert werden. Zum einfacheren Befüllen der Fehlersammelliste kann es auch ratsam sein, bereits im Vorfeld Fehlerarten zu kategorisieren und zu definieren. Hierbei ist darauf Wert zu legen, einzelne Fehlerarten klar voneinander abzugrenzen. Nur so ist später eine eineindeutige Zuordnung gewährleistet. Der eigentliche Erfassungsbogen – sprich die tabellarische Fehlersammelliste – sollte neben den Fehlerkategorien auch Angaben darüber enthalten, wer die Fehler wann, wo und wie aufgenommen hat. Die Dokumentation einzelner Fehlersituationen selbst erfolgt in der Tabelle als Strichliste. Fehlerereignisse, die nicht von den vordefinierten Arten erfasst sind, können unter „sonstige Fehler“ protokolliert werden. Die Tabelle zeigt im Ergebnis dann die entsprechenden Fehlerhäufigkeiten an.
Die Erhebungsergebnisse bilden die Basis einer sich anschließenden Pareto Analyse. Diese ermittelt die Bedeutung der einzelnen Fehlerarten und setzt den Fokus auf die wichtigsten Fehler. Deren Ursachen gilt es dann aufzuklären, um sie letztendlich abstellen zu können.
Kurz zusammengefasst ist folgende Vorgehensweise zur Aufstellung einer Fehlersammelkarte angeraten:
Definieren des Qualitätsproblems
Bestimmen der Fehlerarten
Priorisieren der Fehlerarten, wenn notwendig
Zusammenfassen von Fehlerarten in Kategorien
Definition von Fehlern, die einzeln protokolliert werden sollen
Festlegen des Erfassungszeitraums
Dokumentieren der Fehler in Tabellenform
Auswerten und Festlegen von Folgemaßnahmen
Fehlerart
Frühschicht
Spätschicht
Nachtschicht
Gesamt
Kratzer am Gehäuse
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9
Teil falsch montiert
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4
Displayfehler
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11
Taster klemmt
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9
Sonstiges
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8
Einfaches Beispiel einer Fehlersammelkarte im Produktionsbereich
Vor- und Nachteile der Fehlersammelliste
Ein großer Vorteil der Fehlersammelkarte ist, dass sie einfach und unkompliziert angewandt werden kann. Sie liefert leicht verständliche Daten zu fehlerbezogenen Sachverhalten – und das in übersichtlicher Form. So werden Fehlertrends frühzeitig erkannt. Die per Fehlersammelliste ermittelten Ergebnisse unterstützen also zielgerichtet beim Aufdecken von Fehlerschwerpunkten.
Trotz der an sich einfachen Handhabung der Fehlersammelliste ist es immer notwendig, die Erfasser zum Umgang mit diesem Q-Werkzeug zu schulen. Sie müssen eingewiesen sein, welches Ziel mit der Anwendung bzw. Aufstellung der Fehlersammelliste verfolgt wird, um sie entsprechend zu befüllen. Die Fehlererfassung, d.h. das Protokollieren in der Liste, sollte zudem immer einen immanenten Bestandteil des jeweiligen Arbeitsprozess darstellen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Daten überhaupt und auch unter den gleichen Arbeitsbedingungen erhoben werden.
All den Vorteilen gegenüber steht ein bekannter Nachteil der Fehlersammelliste: bei der maximal darstellbaren Anzahl von Fehlerkategorien stößt sie schnell an ihre Grenzen. Bei umfangreicheren Listen besteht die Gefahr der Unübersichtlichkeit, was dann deren Brauchbarkeit natürlich sehr einschränkt.