Grundsätzlich steht dem Arbeitgeber und den verantwortlichen Personen ein umfangreicher technischer, organisatorischer und personenbezogener Instrumentenkasten zur Verfügung, um die Präventionsziele zu erreichen: Unterweisungen vor der Aufnahme bestimmter Tätigkeiten, Gefährdungsbeurteilungen für die zum Einsatz kommenden Arbeitsmittel und für psychische Belastungen oder arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, die nur beispielhaft genannt seien.
Prävention ist dabei kein statisches Konstrukt. So beeinflussen sich ändernde Arbeitsumgebungen, neue Technologien und gesellschaftliche Entwicklungen in besonderem Maße die Anforderungen an Vorbeugekonzepte im Unternehmen. Damit stehen hier vor allem die Verantwortlichen in der Pflicht zu reagieren, die Instrumente entsprechend zu aktualisieren und an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Gefährdungsbeurteilungen (GBU) immer auf dem aktuellen Stand der Technik sein sollen, um alle potenziellen Gefahren berücksichtigen zu können. Ebenso sind – losgelöst vom Blick auf die Technik – weitere Einflüsse auf die Gesundheit der Beschäftigten in den GBU zu berücksichtigen. Gerade die Corona-Pandemie hat in jüngster Vergangenheit gezeigt, dass dies neben speziell formulierten Hygienekonzepten bis hin zum Beurteilen zusätzlicher psychischer Belastungen aufgrund der erhöhten Infektionsgefahr in beruflichen Alltagssituationen gehen kann.
Und das Rad der Zeit dreht sich
unaufhaltsam weiter. Eben erst abgeschlossene technologische Entwicklungen
festigen sich, neue Techniken sind im Entstehen und die Arbeitswelt steht durch
die umfassende Digitalisierung vor tiefgreifenden Umbrüchen. Dabei gewinnt die
Betrachtung des Umstandes, dass sich zukünftig die Arbeit noch viel stärker
diversifiziert in Bezug auf die örtlichen bzw. zeitlichen Möglichkeiten ihrer
Verrichtung, einen nie dagewesenen Stellenwert. Hinzu kommen natürlich auch gesellschaftliche
Tendenzen wie Überalterung und damit einhergehender Fachkräftemangel und die
Herausforderungen durch ökologische Themen, wie Klimakrise und Klimaschutz. Was
kommt nun konkret bei der Präventionsarbeit in naher Zukunft auf die
Arbeitsschutzakteure zu? Auf welche Faktoren wird zu reagieren sein? Dem
Versuch, diese elementaren Fragen zu beantworten, widmet sich das
Risikoobservatorium der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Es
betrachtet alle fünf Jahre zentrale Entwicklungen in der Arbeitswelt und sucht
nach neuen Risiken am Arbeitsplatz mit dem Ziel, eine im Vorgriff wirksame,
proaktive Prävention zu ermöglichen. Die derzeit aktuellsten Umfrageergebnisse wurden
im September 2021 als Arbeitswelten.Menschenwelten: Prioritäten für den Arbeitsschutz von morgen veröffentlicht. Anhand von 13
Branchenbildern von der Abfallwirtschaft über die Pflege bis zur
Elektroindustrie und Energiewirtschaft wird aufgezeigt, welche Entwicklungen die
Arbeit generell verändern und wo neue Risiken für Sicherheit und Gesundheit den
Arbeitsschutz besonders fordern werden.
Die Themen, die als arbeitsschutzrelevante Einflussgrößen der Zukunft gesehen werden, sind in den einzelnen Branchen durchaus unterschiedlich. Jedoch zeichnen sich fünf Punkte ab, denen branchenübergreifend Bedeutung beigemessen wird:
Damit entsteht ein neues, komplexes Bild für Arbeitsschutzverantwortliche in den Unternehmen. Für den Umgang mit den oftmals unmittelbar zusammenhängenden Einflussfaktoren sind deshalb ganzheitliche Ansätze, die technische, organisatorische und personenbezogene Präventionsmaßnahmen miteinander kombinieren, unumgänglich. Ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg dahin liegt in der Stärkung des eigenverantwortlichen Handelns jedes Einzelnen und im Umkehrschluss dazu bei einem unternehmensweit fixierten Verständnis für sichere Arbeit: Eine gefestigte Sicherheits- und Präventionskultur im Unternehmen verhindert den laxen Umgang mit Gefahren; Routinen werden hinterfragt, bevor der Arbeitsunfall eintritt. Leichtsinn und unbedachtes Handeln haben aufgrund offener Kommunikation keine Chance. Im Ergebnis könnte das Unternehmen dann auf ein minimales Unfallgeschehen am Arbeitsplatz und einen nahezu gänzlichen Ausschluss von Berufskrankheiten sowie Gesundheitsgefahren blicken. Hinzu kommen positive wirtschaftliche Nebeneffekte wirkungsvoller Präventionsmaßnahmen in Form von geringen Krankenquoten, niedrigen Maschinenausfallzeiten und einem modernen Arbeitgeberimage.
Funktionierender Arbeitsschutz und proaktive Prävention bis hin zur gelebten Sicherheitskultur im Unternehmen werden damit auch künftig von immenser Wichtigkeit für den Unternehmenserfolg sein.
Bleiben Sie wissbegierig.
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