30. März 2023
Die Zukunft des Brandschutzes ist vernetzt
Schon jetzt scheint völlig klar, dass die Komplexität in der Gebäudetechnik sich nicht mehr auf die isolierte Betrachtung einzelner Komponenten beschränken wird. Vielmehr sind bereits heute Heizung, Klimatisierung und Lüftung, Beleuchtung und Verschattung, aber auch Aufzugs- und Brandschutztechnik mindestens für eine Vernetzung vorbereitet, wenn nicht sogar schon aufgeschaltet. Eine unaufhaltsam voranschreitende Digitalisierung und technisierte Kommunikation werden diese Entwicklung in der nächsten Zeit noch weiter beschleunigen.
Deshalb kann nur das ganzheitliche Planen aller relevanten Puzzlestücke in der technischen Gebäudeausrüstung dann die positiven Effekte der Vernetzung voll ausnutzen. Beispielhaft sei hier das automatische Auslösen einer Brandalarmierung bei Erreichen eines bestimmten Verrauchungsgrades im Innenbereich eines Gebäudes genannt sowie eine sich anschließende Abschaltung oder zwangsweise Notsteuerung der Aufzugsanlage. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob über die vernetzte Gebäudetechnik im Smart Home (Ein- bzw. Mehrfamilienhaus) oder im Smart Building im Sinne einer Gewerbeimmobilie nachgedacht wird.
Brandschutz in Smart Buildings
Verantwortliche für Brandschutz in Unternehmen und Organisationen sind aufgefordert, das Sicherheitsniveau durch entsprechend moderne Brandschutzkonzepte zu erhöhen und die Organisation des Brandschutzes auf den aktuellen Stand der (vernetzten) Technik zu heben, um so gegen existenzbedrohende Risiken gewappnet zu sein.
Eine Hauptrolle in diesem Zusammenhang spielt ohne Zweifel die smarte Brandmeldetechnik, die neue Sicherheitsmaßstäbe setzt. Vernetzte Brandmelder sind eingebettet in die Sicherheitslandschaft der Organisation und kommunizieren über Schnittstellen.
Dies bringt brandschutzseitige Vorteile:
- Brände können frühzeitig detektiert werden.
Mittels optischer Analysen erkennen intelligente Brandmeldekameras Rauch sowie Flammen bereits in einer frühen Brandphase. Es ist sogar möglich, dass die Kameras Bilder der Situation vor Ort direkt an den Brandschutzverantwortlichen versendet, der dann die Lage aus der Ferne beurteilen und ggf. bestätigen kann. - Dank der Daten, die die moderne Brandmeldetechnik erhebt, ist es Brandschutzverantwortlichen möglich, die Stelle zu kennen, wo es konkret im Gebäude – im wahrsten Sinne des Wortes – brenzlig wird. Sie werden so in die Lage versetzt, betroffene Gebäudeteile gezielt zu evakuieren und sich dort aufhaltende Personen entsprechend zu alarmieren. Gefahrensituationen werden so hinsichtlich der Rettung von Personen besser beherrschbar.
- Im Ernstfall können erhobene Brandmeldedaten direkt mit den Einsatzkräften geteilt werden. Diese werden so in die Lage versetzt, örtliche wie technische Besonderheiten bereits vor dem Einsatz beurteilen zu können und die Brandbekämpfungsstrategie an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen.
- Aufgrund der Vernetzung lässt sich wartungsseitig von der Ferne auf die Brandmeldetechnik zugreifen. Der Instandhalter kann so die Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit überprüfen und beurteilen, ob Einsätze vor Ort durch einen Techniker notwendig sind. Die vorausschauende Instandhaltung (engl. predictive maintenance) geht soweit, dass sich Zeitfenster für Wartungsmaßnahmen per Prognose zuverlässig voraussagen und diese dann optimal in den Ablauf einplanen lassen, ohne dass es überhaupt erst zu Störungen und Reparaturbedarf kommt.
Wenn man so weit geht und die technische Gebäudeausrüstung komplett über eine zentrale Steuereinheit vernetzt, können im Brandfall bspw. die Brandmelde- und die Aufzugsanlage miteinander kommunizieren – mit den Ergebnis, dass die Aufzüge in der Situation das Erdgeschoss ansteuern und automatisch außer Betrieb gesetzt werden. Hier werden die Vorteile der Vernetzung, wie auch schon eingangs erwähnt, gut ausgenutzt.
Als – nicht unwichtige – Randnotiz sei angeführt, dass wie in allen Fällen, in denen Daten gesammelt werden bzw. in denen via Netzwerk kommuniziert oder aus der Ferne auf Geräte zugegriffen wird, immer die Daten- und Cybersicherheit Beachtung finden muss. Alle Systeme dürfen nicht ohne Einwilligung der Betroffenen personenbezogenen Daten sammeln. Zudem muss ein Informationssicherheitskonzept vorliegen, dass sicherstellt, dass die vernetzten Komponenten für Cyberattacken und Kompromittierungen wirksam geschützt sind.
Einsatz von KI im Brandschutz
Künftig werden KI-gestützte Systeme noch breiter in der Branderkennung und auch Brandbekämpfung eingesetzt werden können. Als bildhaftes Beispiel sei der Löschroboter erwähnt, der entstehende Brände allein erkennt und ohne weiteres menschliches Zutun eigenständig bekämpft – immer mit dem richtigen Maß an Wasser bzw. dem korrekten Löschmittel.
Zusammenfassend sei festgehalten, dass sich Brandschutzbeauftragte bzw. -verantwortliche in Unternehmen und Organisationen bereits heute mit den Vorteilen moderner und smarter Brandschutztechnik auseinandersetzen sollten – immer in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der gesamten technischen Gebäudeausrüstung, um zum einen die positiven Aspekte der Vernetzung ganzheitlich nutzbar zu machen und um das Unternehmen vor Schäden zu bewahren.
Bleiben Sie wissbegierig!
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